• +49 176 73500426
  • neuber@arg-dis.de
  • Rostock, Deutschland

Debattencheck

Ein neues Format zur Darstellung kontroverser Debatten

Die gesellschaftliche Debatte wird gegenwärtig von Diskussions-Phänomenen geprägt, die die öffentliche Meinungsbildung erschweren und untergraben. „Fake News“, also bewusste Falschmeldungen, werden in sozialen Netzwerken geteilt und verbreiten sich mitunter viral. Verschwörungstheorien erleben einen Zuwachs und gerade in der angespannten Lage des „Corona-Lockdowns“ fühlen sich viele Menschen zu solchen scheinbar einfachen Narrativen hingezogen. Dass dadurch Menschen verunsichert und vielleicht auch radikalisiert werden, ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr für unsere demokratische Gesellschaft.

Dem wollen sogenannte Faktenchecks entgegenwirken. Faktenchecks entlarven Falschmeldungen und stellen ihnen wissenschaftlich abgesicherte Gegendarstellungen entgegen. Dadurch, so die Hoffnung, sollen die Fake News entkräftet, und Verschwörungstheorien der Boden entzogen werden. Diese Faktenchecks sind kurz und übersichtlich und können vermeintlich plausible Unwahrheiten sehr gut entkräften. Der SWR zeigt dies mit seinem eigenen Faktencheck.

Doch leider ist es damit nicht getan. Fakten allein sind nur die halbe Miete.

Notwendigkeit von Debattenchecks

Faktencheck versus Debattencheck

Viele Aussagen, die in einer öffentlichen Debatte für Aufsehen sorgen, sind nämlich gar keine einfachen Fakten und lassen sich durch eine Klarstellung der Fakten gar nicht entkräften! Zum Beispiel der aktuell sehr aufgeregte Slogan, den Deutschen würde ihre Freiheit genommen. Diese allgemeine Aussage kann man nicht einfach so widerlegen, wie man etwa zeigen kann, dass Ibuprofen keine Auswirkung auf die Gefährlichkeit der Covid-19-Erkrankung hat.

Die öffentliche Debatte wird zunehmend von solchen verabsolutierenden Thesen dominiert. Sie können einem Faktencheck nicht zugänglich gemacht werden, da sie keine Fakten im engen Sinne sind. In ihre Begründung fließt eine Vielzahl impliziter, normativer Annahmen mit ein, die sich untereinander bedingen. Die argumentativen Verflechtungen sind oftmals so unübersichtlich, dass die Entkräftung einer Falschmeldung nicht zur Entkräftung des Verschwörungsnarratives hinreicht. Hinzu kommt der strategische Einsatz von Fehlschlüssen oder Scheinargumenten.

Verschwörungstheorien und populistische Meinungsmache sind Falschmeldungen in einem erweiterten Sinne: Einerseits kann man sie leicht als falsch erkennen. Andererseits fällt es oft schwer, genau zu sagen, warum.

Hier setzt der Debattencheck an.

argumentation und diskurs
argumentation und diskurs

Was ist ein Debattencheck?

Ein Debattencheck rekonstruiert eine komplexe Debatte und stellt sie anschaulich und transparent dar. Er lässt sich auf jedwede Diskussion anwenden, nicht nur auf Verschwörungsmythen. 

Ein Debattencheck … 

Beispiel: Zeitungsartikel

Mein letzter Artikel im Tagesspiegel zur Debatte um Boris Palmers kontroverse Aussage zeigt, wie ein Debattencheck in Form eines Zeitungsartikels aussehen kann.

Beispiel: visuelle Darstellung

Letztes Jahr habe ich die Debatte um die neue EU Richtline zum Urheberrecht rekonstruiert (die Debatte um die sogenannten „Upload-Filter“). Den Artikel finden Sie hier.

Demokratie braucht Debatte

Demokratien leben von aktiv geführten Debatten. Der Debattencheck setzt beim Faktencheck an und geht darüber hinaus. Ein Debattencheck ist aber auch mehr als eine klassische pro-contra Gegenüberstellung: In einer Debattenrekonstruktion werden die Wechselbeziehungen der Argumente untereinander dargestellt, so dass man deutlich sehen kann, welchen Stellenwert jedes einzelne Argument in der Diskussion hat. Der Debattencheck liefert umfangriche Informationen zu komplexen Kontroversen ermöglicht einen neuen Blick auf gesellschaftliche Diskussionen. Dadurch leistet er einen wichtigen Beitrag zur politischen Information der Bürger und ist ein Baustein für für eine starke, lebendige Demokratie. 

Wie wir Gutachten und Studien zu Debatten erstellen, beschreiben wir hier.